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Lukas Heimbach von Bambule's Chilistube in Köln im Interview

04 Jul 2022

Die Gastronomie gehört zu jenen Bereichen, in denen man als Quereinsteiger durchaus erfolgreich sein kann. Zumindest dann, wenn man eine originelle Idee hat, ein bisschen was von Kulinarik, Zahlen und Marketing versteht und bestenfalls noch zu Beginn den ein oder anderen Mentor hat, der einen auf den richtigen Weg bringt. 

 

Um die vielen selbst kreierten und von Reisen inspirierten Chili-Gerichte nicht länger nur für Freunde und Familie zu kochen, kündigten Lukas Heimbach und Jacques Weis ihre sicheren Jobs. Lukas brachte aus seinem bisherigen Berufsleben das nötige Knowhow in Punkto PR und Marketing mit und Jacques ein fundiertes Verständnis für alles, was mit Zahlen zu tun hat. Das Mentoring erhielten sie, als sie in dem ehemaligen Popup-Store LADEN EIN gastierten.

 

Erfahre in diesem Interview mit Mitgründer Lukas unter anderem, warum er dankbar ist, dass ihr Konzept ausschließlich Chili-Gerichte vorsieht, woher die Inspiration für die vielen verschiedenen Chilis kommt und wer sich hinter den Bambule Ultras verbirgt.


Wer bist du und was ist deine Funktion bei Bambule’s Chili? Ich bin Lukas und ich bin Mitgründer beziehungsweise Inhaber zusammen mit meinem Cousin Jacques. Wir haben 2018 zusammen Bambule’s Chili gegründet. Ich kümmere mich vor allem um den Marketing- und PR-Bereich und stehe vor Ort in der Chilistube und im Foodtruck im Verkauf. Außerdem kümmere ich mich um die Organisation des Personals und bin Ansprechpartner, wenn unseren Mitarbeitern etwas auf dem Herzen liegt. Jacques ist für andere personelle Bereiche zuständig, kümmert sich um die Buchhaltung, steht viel in der Küche, aber gibt genauso wie ich auch Essen in der Chilistube oder im Foodtruck aus.  


Wie seid ihr auf die Idee gekommen, Bambule’s Chili zu gründen? Wir haben schon immer gerne gekocht und sind ebenso gerne gereist. 2015 waren wir zusammen in Chile, Bolivien und in Peru. An der Grenze zwischen Chile und Bolivien haben wir ein Chili gegessen und kamen dann ins Quatschen darüber, dass es witzig ist, dass es Chili con Carne überall gibt. Chili con Carne erwartet man ja vielleicht eher in Mexiko oder Texas und in Deutschland gibt es das ja auch und jeder kennt es. Und dann hatten wir die Idee, dass man das ja auch mal anders zubereiten könnte. Also zum Beispiel marokkanisch mit Lamm oder Kichererbsen. Wenig später haben wir mal was mit Whiskey ausprobiert und dann hat sich das so nach und nach ergeben. Da ich zu dem Zeitpunkt noch neben einem türkischen Supermarkt wohnte, habe ich auch Mal ein Chili mit Sucuk und Lammhack gemacht. Das hat sich erstmal hobbymäßig weiterentwickelt. Es war nicht so, dass wir direkt dachten, wir müssten ein Restaurant aufmachen oder einen Foodtruck. Die Idee entwickelte sich ganz langsam und dann hat man die verschiedenen Chilis auch mal für Freunde oder die Familie gekocht und die fanden das lecker. Die Idee, das hauptberuflich zu machen, fanden sie aber dennoch übertrieben, weil Jacques und ich beide keine Ahnung von der Gastronomie hatten. Insgesamt war das ein Prozess, der über zwei Jahre ging, bis wir schließlich gesagt haben, dass wir unsere Jobs kündigen und das seriös angehen. Ich war zu dem Zeitpunkt schon in Köln, mein Cousin lebte noch in Berlin. Ende 2017 haben wir letztendlich wirklich unsere Jobs gekündigt und ganz klassisch einen Businessplan geschrieben. Dann hat es bei den Banken allerdings viel länger gedauert, als wir dachten und dann haben wir das Projekt trotzdem im April 2018 auch ohne Zusage von den Banken gestartet und mussten erstmal drei Monate mit dem klarkommen, was wir eingenommen haben. 


Was habt ihr in der Zeit zwischen der Kündigung eurer Jobs und der Eröffnung des Foodtrucks gemacht? Seid ihr nochmal für Recherchezwecke in andere Länder gereist? Um den Businessplan Anfang 2018 zu schreiben, haben wir uns eine Woche lang in Italien auf einer Hütte verschanzt und da den ganzen Tag nur geschrieben. Einer den Schriftteil, der andere den Zahlenteil. In der Zeit sind wir nicht mehr so viel gereist, da wir im April 2018 bereits im LADEN EIN waren (Anmerkung der Redaktion: der LADEN EIN war ein Pop-up Store der Junggastronomen die Möglichkeit bot, zwei Wochen lang ihr Konzept zu testen). Während wir dort waren, wurden wir auch von einem professionellen Koch begleitet und da haben wir gemerkt, dass wir eigentlich überhaupt keine Ahnung haben. Wir wussten zwar, dass wir verschiedene leckere Chilis haben, aber wir hatten uns nicht einmal Gedanken darüber gemacht, wie man das vor Ort überhaupt warm macht. Solche Grundlagen haben wir in den zwei Wochen im LADEN EIN noch gelernt. Das waren wilde zwei Wochen. Und dann haben wir zwei Wochen später schon mit dem Foodtruck gestartet. Wir waren dann wie eine Art Ersatzkantine und standen an acht verschiedenen Standorten von Montag bis Donnerstag, die wir jeweils im zweiwöchigen Rhythmus angefahren haben. Vor Corona hatten wir noch einige dieser Standorte, aber inzwischen haben wir nur noch einen. Seitdem wir den Laden haben, haben wir ohnehin nicht mehr so viel Zeit mit dem Foodtruck rauszufahren. Früher waren wir damit auch in Wuppertal, Neuss, Düsseldorf oder Bonn. Da sind wir sehr viel rumgefahren, was wir jetzt parallel zum Laden auch gar nicht mehr schaffen würden. 


Stand für euch von Anfang an fest, dass ihr auch ein Ladenlokal haben wollen würdet und ihr habt den Foodtruck eher zum Testen genommen oder wolltet ihr eigentlich bei dem Foodtruck bleiben, um möglichst mobil zu sein? Wir haben anfangs lange hin- und her überlegt, was wir machen wollen und haben uns dann für den Foodtruck entschieden, weil das Risiko da kleiner ist und man damit flexibler ist. Wir hatten den Foodtruck auch anfangs nur geliehen. Nach drei Monaten, als wir das Geld von der Bank hatten, haben wir den Truck gekauft, weil es auch gut genug lief. Wir hatten damals im Hinterkopf, dass es schön wäre, irgendwann mal einen Laden zu haben. Jetzt, wo wir beides haben, sind wir super froh, dass wir zuerst den Foodtruck hatten. Denn wenn wir zuerst den Laden gehabt hätten, hätten wir das Ding voll vor die Wand gefahren und alles falsch gemacht. Wir hätten gar keine Ahnung gehabt, was wir brauchen, was wo stehen muss, welche Prozesse wie funktionieren und was wir eigentlich für ein Produkt haben. Dann gäbe es uns wahrscheinlich nicht mehr.


Jacques ist dein Cousin – wie ist das, mit einem Familienmitglied ein Business aufzuziehen? Standet ihr euch schon immer nah? Wir waren schon immer gut befreundet, weil wir auch fast gleich alt sind. Jacques kommt aus Luxemburg und früher haben wir uns in den Sommerferien immer gegenseitig besucht, zwischenmenschlich passte das daher schonmal. Aber wie man jetzt in der Berufswelt zusammen funktioniert - nachdem man sich während des Studiums ein bisschen aus den Augen verloren hatte - und wie der andere im Berufsalltag tickt, da hatte man natürlich keine Ahnung. Aber das passt ziemlich gut, weil wir uns sehr gut ergänzen und wir uns blind verstehen. Unsere beiden Eltern haben anfangs den Kopf geschüttelt und versucht, uns das auszureden, weil die dachten, dass wir da keine Ahnung von hätten und sie konnten nicht verstehen, warum wir unsere sicheren Jobs für dieses Projekt aufgeben wollten. Als sie dann gesehen haben, dass wir das gut machen und es auch gut läuft, fanden die das immer besser und jetzt sind sie unsere größten Fans, quasi die Bambule Ultras (lacht).

Jacques Weis und Lukas HeimbachIst Jacques, wenn er überwiegend in der Küche steht, auch derjenige, der die Rezepte entwickelt? Jacques ist Küchenchef und die Rezepte entwickeln wir zusammen. Wobei wir die meisten Rezepte  schon vor der Gründung entwickelt haben, als dafür noch Zeit war. Wir haben einen Pool aus 30, 40 Rezepten und da weiß man inzwischen, was gut läuft oder weniger gut läuft. Wobei wirklich schlecht nie etwas lief, aber manche Chilis kommen einfach besser an, als andere. Da kommt es häufig auch auf den Namen an. Wir hatten mal ein “Chili op Kölsch” mit dicken Bohnen, Speck und in Kölsch geschmort und das kam mit dem Namen nicht so gut an. Dann haben wir das “Rheinisches Brauhaus Chili” genannt und auf einmal hat das jeder bestellt. Im Moment ist es meistens so, dass wenn wir ein neues Chili kreieren, wir ein Rezept nehmen, das wir schon haben und das veganisieren. Wir hatten zum Beispiel ein irisches Lamm-Chili mit Guinness eingekocht und das machen wir jetzt mit Räuchertofu und dicken Bohnen statt dem Lamm. 


Habt ihr euch für die Rezepte Inspiration auf eurer längeren Reise durch Südamerika geholt? Ja genau, auch. Aber wir sind ja auch nicht immer zusammen gereist, sondern jeder ist natürlich auch für sich gereist und da wir beide schon immer kulinarisch interessiert waren, haben wir schon immer auf unseren Reisen auch Märkte besucht und dort lokales Essen probiert. Auf diesem Wege haben wir uns viel Inspiration geholt und ansonsten auch aus Kochbüchern. Gerade, wenn es irgendwelche fremden Küchen sind. Ich habe, glaube ich, in den letzten zehn Jahren, mindestens doppelt so viele Kochbücher wie normale Bücher gelesen. Wir haben auch mal Kurztrips nach London und Amsterdam gemacht und uns dort die Streetfood-Szene angesehe. Das sind zwar jetzt keine super fancy Länder, aber da gibt es ein großes Angebot. Gerade in London gibt es ja jeden Tag Streetfood Märkte und da konnten wir uns angucken, wie die ihre Speisen präsentieren und wie man sich von anderen abhebt, damit die Kunden zu einem kommen. 


Was ist die größte Herausforderung bei einem Konzept, das sich um ein einziges – im Kern zumindest – Gericht dreht? Ihr tragt „Chili“ ja sogar in eurem Namen, wünscht ihr euch manchmal, noch etwas mehr kulinarische Möglichkeiten zu haben? Die größte Herausforderung bei dem Namen “Chili” ist eigentlich, dass die Leute denken, es sei scharf. Viele fragen uns auch, ob unser Essen denn scharf sei. Ansonsten sind wir sehr froh, dass unser Konzept sich immer um das eine Gericht dreht, weil man dadurch nicht so abdriftet. Gerade am Anfang haben wir schon viel herumexperimentiert, auch mit neuen Chilis, weil wir ursprünglich mal versprochen hatten, dass wir jede Woche ein neues Chili hätten. Manchmal haben wir dann Chilis in den Verkauf genommen, die wir zuvor gar nicht Probe gekocht hatten. Das hat auch geklappt, aber die Tatsache, dass wir uns auf Chilis fokussieren, hält uns so ein bisschen im Rahmen, denke ich. Wir haben ja auch eine sehr kleine Karte, wir haben nur vier verschiedene Chilis im Laden und drei im Foodtruck und das passt alles, wir brauchen nicht mehr. Als wir damals im LADEN EIN waren, haben wir auch Tacos angeboten, weil wir dachten, dass das jeder geil findet, wenn man Chili im Taco hat und dann mit Guacamole und frischem Koriander garniert essen kann, aber die Leute haben das eher wie Brot nebenbei und das Chili separat gegessen. Dann hatten wir Chili Dogs ausprobiert, das ist ja in Amerika ein großes Ding. Das ist ein Hotdog und anstelle von Senf oder Gurken kommt da Chili drauf. Am Ende sind wir jedoch auf sehr vielen Würstchen sitzengeblieben. Das lief also leider nicht so gut, das kannten die Deutschen einfach nicht und dann haben wir das gelassen. Immer wenn wir neue Sachen ausprobiert haben, haben wir gemerkt: Chili kommt gut an, den Rest lassen wir einfach und dann funktioniert das auch. Wir bieten durch unsere vielen verschiedenen Chilis ja trotzdem eine große Auswahl unterschiedlicher Geschmäcker an.

 

Wie sieht bei dir ein ganz normaler Arbeitstag aus? Vom Aufstehen bis zum Schlafengehen? Bei uns ist eigentlich jeder Tag komplett unterschiedlich. Ich stehe meistens um 6h auf, schreibe ein, zwei Stunden E-Mails und kümmere mich um Organisatorisches. Dann erledige ich Besorgungen und bringe die zum Laden. Außer donnerstags, da fahre ich direkt zum Laden und bereite alles für den Foodtruck vor. Entweder habe ich dann eine Schicht im Laden oder einen Termin oder ein Meeting oder muss noch etwas besorgen. Wir kochen nämlich nicht vor Ort im Laden, sondern haben eine externe Küche und dann noch ein Lager und ein Büro und alle Standorte sind in unterschiedlichen Stadtteilen, also super zerstreut. Deswegen fahre ich ziemlich viel durch die Gegend. Wenn ich später nach Hause komme, sitze ich meistens nochmal ein, zwei Stunden am Laptop oder telefoniere und dann ist irgendwann Feierabend - im Moment gegen 20h etwa. Im Sommer bin ich eigentlich die ganze Zeit im Laden oder im Foodtruck und viel weniger am Laptop, weil es da viel mehr Caterings und Events gibt. 


Was gefällt dir am Konzept der Kulinarischen Schnitzeljagd? Ich finde es super, dass viele verschiedene Menschen auf einen Schlag in einer Stadt ganz viele verschiedene Konzepte kennenlernen und uns als Gastronomen auch die Möglichkeit gegeben wird, dass so viele Gäste zu einem kommen und uns kennenlernen können, die sonst wahrscheinlich nie den Weg zu einem gefunden hätten und sich von unserem Essen überraschen lassen können. Auch Leute, die - in unserem Fall - sagen würden, dass Chili nicht so ihres sei. Die probieren dann und sagen, dass sie das gar nicht so lecker erwartet hätten. Das ist schon cool. Wir waren ja leider erst ein Mal dabei, aber das hat echt Spaß gemacht. 


Wie isst du dein Schnitzel am liebsten? Vegan, am liebsten aus Seitan. 

Stichworte: Interview  Köln 

Über die Kulinarische Schnitzeljagd

Die Kulinarische Schnitzeljagd ist eine Genusstour, bei der die Teilnehmer Köln neu erschmecken, allein oder mit Freunden, auf dem Rad oder anders.
In unserem Genussmagazin stellen wir Restaurants, Cafés und Feinkostläden vor und veröffentlichen Interviews und Berichte zu kulinarischen Themen.