Halima Pflipsen von Taste Morocco in Düsseldorf im Interview
Im Februar 2019 eröffnete Halima Pflipsen die erste marokkanische Kochschule Deutschlands. Seitdem ist viel passiert: Neben einer Vielzahl an Kochkursen gibt es inzwischen auch einen Concept Store sowie einen Online Store. Hier kann all das gekauft werden kann, was man für ein marokkanisches Rundumerlebnis benötigt.
Die gebürtige Marokkanerin hat mit TASTE MOROCCO ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht und teilt in ihren Kochkursen traditionelle Rezepte aus ihrer Familie.
Im Interview sprach sie unter anderem mit uns darüber, wer ihr das Kochen beigebracht hat, welches marokkanische Gericht sie am liebsten isst und warum sie so gerne an unseren Kulinarischen Schnitzeljagden teilnimmt.
Wer bist du und was ist deine Funktion bei TASTE MOROCCO? Ich bin Halima, 41 Jahr jung und Mama von 2 Kindern. Ich wurde in Marokko geboren und lebe seit fast 30 Jahren in Düsseldorf. Ich bin die Inhaberin und Gründerin von TASTE MOROCCO.
Seit wann gibt es TASTE MOROCCO (die Kochschule) und wie bist du auf die Idee gekommen, TASTE MOROCCO zu gründen? TASTE MOROCCO habe ich im Februar 2019 gegründet. Damit habe ich nicht nur endlich meine Leidenschaft zum Beruf gemacht, sondern mir einen Herzenswunsch erfüllt: Gemeinsam authentische Speisen kreieren, Neues entdecken und dabei einander kennenlernen. Gerne auch als Beitrag zur besseren Völker- und Kulturverständigung. Denn auf meinen vielen Reisen durch Marokko habe ich die – insbesondere in Marrakesch anzutreffende – junge und kreative Generation kennengelernt. Junge Menschen, die die alte Handwerkskunst neu aufgelegt haben und es bis heute schaffen, das Traditionelle mit dem Modernen zu verbinden. So begann ich, eine völlig neue Seite meines Heimatlands zu entdecken. Eine Seite, die Land und Kultur greif- und erlebbar macht. Und genau dieses Erleben wollte ich mit meiner Leidenschaft für die marokkanische Küche verbinden und in meine heutige Heimat nach Düsseldorf bringen. So ist TASTE MOROCCO als Kochschule gestartet und hat sich in den letzten drei Jahren als erste Anlaufstelle für marokkanisches Erlebniskochen- und shoppen weiterentwickelt.
Ist TASTE MOROCCO nach wie vor die einzige marokkanische Kochschule in Deutschland, weißt du das? Es gibt einige Kochschulen, die unter anderem auch einen marokkanischen/ arabischen Kurs anbieten, aber grundsätzlich ist TASTE MOROCCO nach wie vor die einzige marokkanische Kochschule, die sich nur auf Marokko spezialisiert hat. Unsere Gäste kommen daher aus ganz Deutschland und buchen oftmals ein ganzes Wochenende in Düsseldorf, nur um einen kleinen Marokko-Urlaub zu genießen.
Du kommst ja gebürtig aus Marokko: Woher genau, wann bist du nach Deutschland gekommen und wie oft reist du in dein Heimatland? Hast du noch Familie dort? Geboren und aufgewachsen bin ich in einer marokkanischen Großfamilie nahe der kleinen Stadt Sidi Slimane. Die liegt etwa 100 km nordöstlich der Hauptstadt Rabat. Mit 14 Jahren kam ich nach Deutschland. Ich reise sehr oft nach Marokko, zu meiner Familie, zum Einkaufen und natürlich immer noch zum Entdecken und Mitnehmen.
Von wem hast du Kochen gelernt? Vieles habe ich von meiner Mutter und von meinen Tanten übernommen. Zuschauen, schmecken, naschen, helfen, mitkochen, gemeinsam essen – das alles war bei uns in der Familie Alltag. In Marokko lernt man das Zubereiten von Gerichten durch diese Erfahrungen. Genauso habe auch ich das Kochen gelernt. Früher – und auch heute noch, insbesondere in ländlichen Gegenden - wurden die Rezepte nicht aufgeschrieben, sondern von einer Generation zu anderen durchs Nachmachen und selbst verfeinern weitergegeben. Ich liebe es, aus dem reichhaltigen Erfahrungsschatz dieser traditionellen überlieferten Rezepte zu kochen und diese weiterzugeben.
Was macht die marokkanische Küche deiner Meinung nach so besonders, wenn nicht sogar einzigartig? Die marokkanische Küche ist tatsächlich einzigartig, offensichtlich auf jeden Fall für mich – denn aus dieser Begeisterung und Liebe ist meine Idee für TASTE MOROCCO geboren. Die Geschichte hinter den Gerichten, die Vielfältigkeit in der Zubereitung, die wunderbare Kombination der Gewürze und Geschmacksrichtungen, das Zusammenspiel aus kulinarischen Genüssen der Wüste und aus dem Meer – die Gerichte sind so bunt und vielseitig wie Land und Leute selbst. Auch ich werde immer noch überrascht, wie einzigartig im Geschmack sich einzelne Komponenten verbinden lassen. Die marokkanische Küche ist eine Quelle der Inspiration für alle, die gerne kochen!
Was ist dein liebstes marokkanisches Essen? Ich esse viele Gerichte sehr gerne, am liebsten vermutlich Hähnchen-Tagine mit Salzzitrone. Das zarte, saftige Hähnchen aus der Tagine, die wunderbare eigene Note durch die Salzzitrone, das ist etwas ganz Besonderes! Sehr einfach zum Nachkochen und dabei wunderbar reich im Geschmack! Natürlich kann man die Salzzitrone bei uns im Store kaufen und für die Hähnchen-Tagine gibt es einem eigenen Kochkurs.
Welche marokkanischen Gewürze oder Zutaten verwendest du am liebsten und warum? Es ist schwer, sich da festzulegen, weil die allermeisten Gerichte ihre besonderen Aromen über die Kombinationen aus verschiedenen Gewürzen wie zum Beispiel Kreuzkümmel, Zimt, Safran, Kurkuma oder Nelke erhalten. Darüber hinaus verwende ich natürlich auch Arganöl, weil es nicht nur sehr gesund und typisch marokkanisch ist, sondern auch eine überraschend andere, eine „nussige“ Note verleiht. Und zu guter Letzt darf auch die weltbekannte Gewürzmischung Marokkos, Ras el Hanout „der Kopf des Ladens“, nicht fehlen.
Woher stammen die Rezepte, die du in deinen Kochkursen kochst? Die meisten stammen von meiner Familie. Einige Eigenkreationen sind mittlerweile auch dazugekommen. Vielleicht sollte ich ein Kochbuch schreiben, weil ich sehr oft nach den Rezepten gefragt werde.
Was wünschst du dir, was die Teilnehmer aus deinen Kochkursen mitnehmen? Unser Motto lautet: Komm als Gast, und bleib‘ als Freund. Das beschreibt die marokkanische Gastfreundschaft am besten. Unsere Gäste kommen schließlich aus ganz unterschiedlichen Gründen zu uns. Manche möchten einfach lernen, wie man Speisen in der Tagine zubereitet, andere möchten mehr über die marokkanische (Ess-)kultur allgemein erfahren. Mein Wunsch ist, dass sich alle Gäste von der marokkanischen Küche ebenso begeistern lassen wie von der traditionellen Gastfreundschaft, die alle Teilnehmenden an der gemeinsamen Tafel erfahren. Beides gehört bei TASTE MOROCCO zusammen, und beides lädt letztendlich zum Weitersagen und Wiederkommen ein.
Du hast im Dezember 2020 auch einen Concept Store eröffnet und einen Online-Store ins Leben gerufen - was hat dich dazu veranlasst? Es war von Anfang an geplant, die Welt rund um die marokkanische Küche zu erweitern und so reich und vielfältig aufzuziehen, dass TASTE MOROCCO auch wirklich seinem Namen gerecht wird. Die Kochschule ist ein wichtiger Teil, weil sie als Begegnungs- und Genussstätte dient. Aber zur ganzen Welt von TASTE MOROCCO gehören Tischdekorationen, traditionell-authentisches Geschirr, kunstvoll geblasene Gläser, aromatische Duftkerzen, marokkanische Weine und natürlich die Möglichkeit, auch einzelne Zutaten zum Nachkochen mit nach Hause zu nehmen. Mir geht es darum, dass unsere Gäste und Besucher:innen einen wesentlichen Teil der marokkanischen Kultur entdecken. Und zwar jenen, den sie auch hier nacherleben und mit allen Sinnen genießen können.
Woher beziehst du die Produkte - seien es die Lebensmittel oder auch das Geschirr - die, bzw. das du verkaufst? Kennst du die (meisten) Produzenten oder Erzeuger persönlich? Viele Produzenten kenne ich persönlich und besuche sie auf meinen Reisen durch das Königreich. Wir pflegen eine sehr gute Zusammenarbeit. Die meisten meiner Produkte kommen aus kleinen marokkanischen Manufakturen, lokalen Zusammenschlüssen von Handwerker:innen oder kleinen Familienbetrieben. Das sind ganz wunderbare Kooperativen, tolle Menschen, die einzigartige Produkte herstellen. Ich stehe mit ganzem Herzen hinter dem, was ich anbiete. Wir führen aber auch ausgewählte Feinkostprodukte, die in kleinen deutschen Manufakturen hergestellt werden.
Was sind deine Wünsche/ Ziele für deine Kochschule, deinen Concept Store und deinen Onlineshop? Wie stark würdest du gerne wachsen wollen? Ich möchte, dass die Marke TASTE MOROCCO mit der Kochschule, dem Concept Store und dem Onlineshop kontinuierlich weiterwächst und sich bundesweit fest etabliert. Die Pandemie hat mir dabei in den letzten beiden Jahren, vorerst einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Nachdem wir jetzt so viel über meine Rezepte gesprochen haben, könnte ich mir auch ein Kochbuch vorstellen, eigene Kochsets mit den richtigen Zutaten für das jeweilige Rezept, und vieles mehr. Der Tag hat einfach nicht genügend Stunden für meine vielen Ideen.
Verrate uns bitte einen exemplarischen Tag aus deinem Arbeitsalltag. Vom Aufstehen bis zum Schlafengehen. Aufstehen, Cappuccino kochen, mit meinem Mann die Kinder schulfertig machen, noch ein bisschen Haushalt erledigen und dann ab ins Backoffice nach Flehe. Hier erledige ich Korrespondenzen, wickle Bestellungen und Reservierungen ab oder wir verpacken Bestellungen aus dem Onlineshop und versenden diese. Wenn abends ein Kochkurs bzw. eine Veranstaltung ansteht, erledige ich noch die restlichen Einkäufe und fange nachmittags mit meinem Team an, die Vorbereitungen zu treffen: Tisch decken, Schürzen und Kochbesteck für die Teilnehmenden auslegen, Zutaten portionieren, Gemüsewaschen, Fisch ausnehmen, Fleisch vorbeireiten, Rezepte bereitstellen usw. Und wenn der Store geöffnet ist, betreue ich natürlich noch unsere Besucher:innen. Ich liebe es unsere Gäste in unseren wunderschönen Räumlichkeiten zu empfangen!
Was gefällt dir an dem Konzept der Kulinarischen Schnitzeljagd? Ich bin sehr beeindruckt von dem, was ihr in den letzten Jahren geschaffen habt! Mir gefällt es, dass die Zusammenarbeit mit Euch so super klappt, dass ihr so ein nettes und tolles Team seid! Was ich immer wieder von den Teilnehmenden höre, begeistert mich ebenfalls: Die Vielfältigkeit des Erlebnisses, Eure gute Betreuung, dass man so viele verschiedene Lokalitäten kennenlernen kann und vor allem auch Läden, die man sonst übersehen und nie besucht hätte. Das Ganze dann auch noch bei bisher immer schönem Wetter, mit dem Fahrrad durch die Stadt, zwischendurch tolle Kleinigkeiten probieren – ich finde das Konzept ganz toll. Mit meinem Team haben wir schon beschlossen, demnächst in einer anderen Stadt selbst teilzunehmen.
Wie isst du dein Schnitzel am liebsten? Ganz klassisch: Mit Pommes Frites, ein bisschen Petersilie, Zitrone und toller, knuspriger Panade! Ach ja, und natürlich das Original Wiener Schnitzel sollte es schon sein!
Über die Kulinarische Schnitzeljagd
Die
Kulinarische Schnitzeljagd
ist eine Genusstour, bei der die Teilnehmer Düsseldorf neu erschmecken, allein oder mit Freunden, auf dem Rad oder anders.
In unserem
Genussmagazin
stellen wir Restaurants, Cafés und Feinkostläden vor und veröffentlichen Interviews und Berichte zu kulinarischen Themen.
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