Iris Frenzen vom FRENZEN in Mönchengladbach im Interview
Iris Frenzen ist eine Powerfrau. In ihrem Herzen wusste sie schon früh, dass es sie beruflich in die Gastronomie zieht. Nach Exkursen in andere Berufsfelder und 5 Jahren mit einem Catering Service eröffnete sie 2017 schließlich ihr eigenes Restaurant. Innerhalb kürzester Zeit mauserte sich das Restaurant Frenzen zu einer der beliebtesten gastronomischen Anlaufstellen Mönchengladbachs. Immer fest an ihrer Seite: Küchenchef Till Eickmann.
Im Telefoninterview verriet sie uns unter anderem, wie sie den Profikoch für ihr Projekt gewinnen konnte, welche Rolle Nachhaltigkeit im Frenzen spielt und was ihr am Konzept der Kulinarischen Schnitzeljagd gefällt.
Wie sieht dein beruflicher Werdegang aus? Ich habe eine Ausbildung im Hotel angefangen, kam da aber nicht gut mit der Hierarchie zurecht und habe dann erstmal etwas Anständiges gelernt, wie meine Eltern es genannt haben. Da mich aber der Gastronomiegedanke nie losgelassen hat, habe ich vor ein paar Jahren angefangen unter dem Namen Fräulein Food als Mietköchin zu arbeiten. Erst dann bin ich in die Gastro gewechselt, weil ich nicht mehr zu den Leuten nach Hause fahren wollte, sondern lieber eine feste Anlaufstelle haben, in der ich die Leute bewirten kann.
Kochst du auch selbst oder überlässt du das ausschließlich deinen Köchen? Till Eickmann ist der Küchenchef und hat noch eine rechte Hand, den Christoph Jansen und wenn einer der beiden Herren im Urlaub ist, dann gehe ich als Vertretung in die Küche. Ansonsten bin ich vor allem im Gastraum tätig.
Wie konntest du Till, der zuvor ja in namhaften Restaurants gearbeitet hat als Küchenchef für das Frenzen gewinnen? Wir haben uns im Palace St. George kennengelernt, da hat Till das Gourmetrestaurant zusammen mit Christoph geleitet. Ich habe als Vorbereitung für die Selbstständigkeit unter anderem ein Praktikum dort gemacht. Bei diesem Praktikum konnte ich sehen, was die beiden leisten und war von ihrer Arbeit sehr angetan. Ich habe dann auch einige Seminare über die DEHOGA, unseren Dachverband, bei Till belegt. Und als das Gourmetrestaurant dann geschlossen wurde, ist Till tatsächlich zu mir gekommen. Da er mein Konzept gut fand, wollte er sich da gerne einbringen.
Worauf legst du – zusammen mit deinen Köchen – beim Erstellen der Karte besonders viel Wert? Wir schauen, dass unsere Küche eine gewisse Bodenständigkeit hat, aber dem Jahrzehnt angepasst ist, in dem wir leben. Es schmeckt bei uns also nicht mehr wie bei Oma, sondern moderner. Und da die Karte im Normalbetrieb auch nicht allzu groß ist, wechseln wir jeden Monat, um den Gästen Abwechslung zu bieten. Wir haben einige Stammgäste und wenn man da immer nur das Gleiche auf der Karte hätte, wäre das langweilig auf Dauer.
Das Haus, in dem du das Frenzen eröffnet hast, hat eine sehr lange Gastro-Geschichte. Inwiefern hat dich diese gastronomische Geschichte, in der es Höhen und Tiefen gab, beeinflusst, als du dich dazu entschieden hast, diese Räumlichkeiten zu beziehen? Ich habe mir natürlich mehrere Immobilien angesehen und diese Lokalität wurde mir seinerzeit von Krombacher herangetragen. Ich selbst war Stammgast im Stainers, als das angefangen hat und in den Anfängen war es auch sehr schön, anspruchsvoll und gut. In der Zeit bin ich selber gerne dorthin gegangen und mochte die Kombination von modernem Essen in altem Ambiente. In Kombination mit schönem Wein gab es das so in Gladbach zu dem Zeitpunkt auch noch nicht. Daran wollte ich schon gerne anknüpfen. An ein Lokal mit Geschichte, das mit der Jetztzeit verbunden wird.
Dann hast du dich davon für dein eigenes Konzept inspirieren lassen? Genau. Die deutsche Küche schön zu präsentieren und nicht nur auf Brauhausniveau und das in einem geschichtsträchtigen Gebäude, das fand ich schön, das passt zu Gladbach.
Wenn man sich ein bisschen in die vegane Küche einarbeitet und da ein paar Kniffe lernt, gibt es da ja auch wirklich viele Möglichkeiten. Das stimmt. Außerdem esse ich selbst zwar eigentlich alles, aber gerade in Lokalen esse ich lieber vegetarisch, weil ich weiß, dass viele nur billiges Fleisch kaufen. Wenn ich das privat für mich nicht kaufe, will ich das auch nicht im Restaurant essen. Und wenn man deutsch essen geht, gibt es meistens nur Eisbergsalat mit einem Fertigdressing. Das fuchst mich immer, weil ich weiß, dass man so viele schönere Gerichte präsentieren kann als das.
Apropos vegan: Zusammen mit der Alge, die zufälligerweise direkt auf der anderen Straßenseite ist, ringt ihr bei Tripadvisor immer um die vorderen beiden Plätze. Wie ist euer Verhältnis zueinander? Wir kennen David, so heißt der Herr von der Alge, persönlich. Es gibt da kein Konkurrenzdenken bei uns. Tatsächlich ist es so, dass wenn man genauer hinsieht, wir zwar beide etwas Veganes anbieten, aber trotzdem etwas komplett Anderes. Wir machen ja deutsche vegane Küche und setzen teilweise auch Fleischersatzprodukte ein, was David nicht macht. Er geht teilweise schon in den Rohkostbereich und strebt das Ganzheitliche an, während es uns um gute Zutaten mit tollem Geschmack geht.
Käbbelt ihr euch denn manchmal ein bisschen, wenn ihr mal wieder die ersten beiden Plätze getauscht habt? Das ist überhaupt gar kein Thema zwischen uns. Tatsächlich ist es so, dass ich – als ich angefangen habe mich mit dem Thema Selbstständigkeit auseinanderzusetzen – geguckt habe: Wer ist da eigentlich bei Tripadvisor? Wer treibt sich da unter den ersten 10 rum? Mein Ziel war es schon unter die ersten 5 zu kommen, wenn ich das anfange. Und deshalb ist für mich sowohl Platz 1 als auch Platz 2 toll und dieses Hin und Her spricht ja einfach nur für uns beide. Das muss man sportlich sehen.
An den Wänden eures Restaurants hängen Fotos, auf denen Barbie-Puppen in verschiedenen Szenerien dargestellt werden – was hat es damit auf sich? Die sind von der Mönchengladbacher Fotografin Myriam Topel, die auch die Greta und Claus Märkte immer organisiert hat. Sie organisiert diese Handwerkermärkte jetzt schon seit etwa 10 Jahren und die sind in Mönchengladbach sehr beliebt. In diesem Zuge haben wir uns kennengelernt. Denn wenn man in Gladbach engagiert ist, trifft man irgendwann aufeinander. Mir hat diese Fotoserie mit den Barbies, Poppy on tour heißt sie, sehr gefallen und da sie auch Gladbacherin ist und sich auch sehr für die Stadt einsetzt, fand ich diese Kombination sehr passend für uns.
Wo wir schon beim Thema „Kultur in Mönchengladbach sind“: Wenn wir nicht gerade inmitten einer weltweiten Pandemie stecken, bietest du neben Kulinarik auch Kultur im Frenzen an, oder? Ja, das würde es noch geben, wenn es anders wäre. Es gibt zum Beispiel eine Band, die gerade schon mit den Füßen scharrt, wieder bei uns aufzutreten. Die haben bei uns mit Jam Sessions angefangen, haben sich irgendwann fest formiert und heißen jetzt Fire Walk With Me, die gehen in Richtung Irish Folk. Die passen gut in dieses Kneipenambiente bei uns rein, bringen gute Stimmung mit und spielen für den Hut und Freigetränke für die Band am Abend, sodass wir da gut zusammenfinden (lacht). Sobald es wieder erlaubt ist, sowas darzubieten, werden die auf jeden Fall wiederkommen. Dann ist geplant, dass wir bei der Komischen Nacht mitmachen. Das ist ein Format, das es auch schon ein paar Jahre in Gladbach gibt. Da kommen Comedians in ein Lokal und ziehen von Lokal zu Lokal, sodass unsere Gäste dann mehrere an einem Abend sehen, ohne selbst den Ort dafür wechseln zu müssen. Darüber hinaus wird es eine Stadttour geben von der Marketinggesellschaft Mönchengladbach, bei der wir auch mitmachen. Da werden verschiedene Punkte an der Waldhausener Straße von Kleingruppen angelaufen und da werden wir dann eine Station sein.
Die Gastronomie treffen die Lockdowns besonders – egal ob light oder hart – wie geht ihr damit um? Was für ein Konzept habt ihr in diesem Kontext entwickelt? Wir versuchen nicht zu lamentieren, weil das einfach gar nichts bringt, sondern die Gegebenheiten so zu nehmen, wie sie nun mal sind. Unser gesamtes Team nimmt Corona ernst und hat seinerzeit die Hygienemaßnahmen wirklich streng umgesetzt. Jetzt dürfen wir zur Zeit nur einen Abholservice anbieten und darauf haben wir uns eingestellt. Wir machen das so, wie wir es dürfen und versuchen das Beste draus zu machen.
Ihr legt ja viel Wert auf Nachhaltigkeit. Habt ihr eine Lösung gefunden, wie ihr euren Abholservice möglichst nachhaltig gestalten könnt? Wir versuchen alles, was hygienisch geht, in Mehrweg zu verpacken. Manchmal muss man sich da leider aus Hygienegründen drüber hinwegsetzen, aber alles was möglich ist, verpacken wir in Mehrwegporzellan oder Glas und lassen uns die Sachen wieder zurückbringen. Entweder, wenn man gerade in der Nähe ist oder bei der nächsten Bestellung.
Das Frenzen hat schon 2 Mal an der Kulinarischen Schnitzeljagd teilgenommen – was gefällt dir an unserem Konzept? Mir gefällt einerseits wirklich das Konzept der Schnitzeljagd. Also dass man eine Stadt mal auf eine andere Art und Weise erkunden kann. In eurem Fall machen das die meisten mit dem Fahrrad, das finde ich eine ganz schöne Sache. Andererseits ist es für uns eine gute Gelegenheit, uns Leuten zu präsentieren, die uns nicht kennen und zu zeigen, „guck mal, wir sind da und das ist unser Konzept!“ Das ist das, was wir machen und wofür wir stehen.
Über die Kulinarische Schnitzeljagd
Die
Kulinarische Schnitzeljagd
ist eine Genusstour, bei der die Teilnehmer Mönchengladbach neu erschmecken, allein oder mit Freunden, auf dem Rad oder anders.
In unserem
Genussmagazin
stellen wir Restaurants, Cafés und Feinkostläden vor und veröffentlichen Interviews und Berichte zu kulinarischen Themen.
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